Schon mal von der Region Castellón gehört? Nein – dann geht es euch vermutlich genauso, wie mir und meinen Expi-Kollegen, mit denen ich Anfang November diesen „noch“ unbekannten Küstenabschnitt Spaniens erkunden durfte.
Abflug nach Valencia, ganz komfortabel und pünktlich mit der Lufthansa. Gegen späten Nachmittag landeten wir bei spätsommerlichen Temperaturen. Beim Ausstieg aus der Maschine fiel uns neben dem Temperaturunterschied zu Deutschland doch glatt der Werbespruch einer bekannten Hairspray-Marke ein – „Valencia, sonnig und warm, 26 Grad, die Frisur hält“. Per Kleinbus ging es dann weiter gen Norden, um die Region Castellón und das Hinterland zu erkunden.
Den ersten Tag widmeten wir den Seebädern an der Costa del Azahar – der Küste der Orangenblüten. Im mondänen Benicassim mit seinen schmucken Strandvillen unternahmen wir einen Spaziergang über die hübsche Strandpromenade, bevor es zum ersten kulinarischen Genuss kam. In einer Karmeliter Weinkellerei durften wir zunächst unsere Geruchsknospen testen, um die korrekten Kräuter und Gewürze zu erraten, die in den Likören Verwendung finden. Gar nicht mal so einfach. Anschließend gab es die passenden Liköre natürlich auch zum Verkosten. Am Nachmittag besichtigten wir das historische Städtchen Peñiscola, das Zeitweilen sogar Papststadt war. Benedikt XIII, bekannt als Papa Luna, residierte im 15 Jh. in der alten Templerfestung. Ein beeindruckendes Gebäude mit schönen Alabasterfenstern und einer großartigen Aussichtsplattform, von der aus man bis nach Katalonien schauen kann. Für mich ein absolutes Highlight der Region.
Den nächsten Tag begannen wir in Vinaròs, bekannt für seine qualitativ hochwertigen Meeresfrüchte. Kulinarisch kommt man in Castellón voll und ganz auf seine Kosten. Das sollten wir in der Markthalle auch selbst erleben. Fangfrische Waren aus dem Meer, Obst und Gemüse in allen Farben der Saison sowie frische Backwaren laden zum Schlemmen ein. Gut verköstigt setzten wir unsere Entdeckungstour im Landesinneren fort. Die Felsenkapelle in Zorita zeigt, was Menschenhände in tiefem Glauben erschaffen können. Zutiefst beeindruckend, wie der Kirchenraum in den Felsen geschlagen wurde. Das Bergdorf Morella ist eine echte Perle und zählt nicht umsonst zu den schönsten Dörfern Spaniens. Durch verwinkelte Gassen schlenderten wir zu kleinen Boutiquen und Spezialitätengeschäften. Verkauft werden nur selbst produzierte Waren – vom Strickpullover, zu Holzarbeiten bis zu lokalen Köstlichkeiten wie Käse, Wurst, Honig und Trüffel. Kein Asia-Kitsch, sondern Made in Spain – ein absoluter Tipp.
Den Abschluss des Tages machte der Besuch bei einem lokalen Olivenbauern, bei dem wir alles über die Bäume, die Auslese und Produktion von kaltgepresstem Olivenöl lernten. Ich fand es imposant, mit welcher Leidenschaft und Liebe er von seiner Arbeit und seinen Produkten sprach. Alle Bestandteile der Olivenernte werden weiterverwendet, sogar die geschredderten Olivenkerne werden in Biogasanlagen genutzt. Oliven sind ein ganzheitliches, nachhaltiges Produkt. Solche Begegnungen mit der lokalen Bevölkerung flößen mir immer tiefsten Respekt ein.
Am Folgetag lernten wir die Namensgeber der Costa del Azahar kennen – wir besichtigten eine Zitrusplantage und lernten unter anderem den Unterschied zwischen Mandarinen und Clementinen kennen. Die Araber brachten einst die Orangen des Duftes wegen nach Spanien, im Laufe der Zeit wurden aus den Bitterorangen Süßorangen und eine der wichtigsten wirtschaftlichen Einnahmequellen der Provinz Valencia. Natürlich durfte auch hier eine Kostprobe der verschiedenen Produkte, die man aus Zitrusfrüchten gewinnen kann, nicht fehlen. Gut gestärkt fuhren wir weiter zu einem weiteren Highlight der Reise. Im Vall d’Uixó befindet sich der längste schiffbare unterirdische Fluss Europas. Die Tropfsteinhöhle von San José ist ein Besuchermagnet, außerhalb Spaniens aber nach wie vor relativ unbekannt. Per Boot fährt man in die Höhlen hinein, durch enge Tunnel und große Hallen – eine fast mystische Atmosphäre. Tropfsteinhöhlen habe ich schon einige in meinem Leben gesehen, dieses Erlebnis war aber einzigartig.
Über den Thermalort Montanejos ging es weiter in ein weiteres der schönsten Dörfer Spaniens – Villafamés. Mit seiner schmucken Burgruine und den weiß getünchten Fassaden der Altstadt erinnert es etwas an die Pueblos Blancos Andalusiens, nur deutlich weniger überlaufen. Hier könnte man gut und gerne noch viel mehr Zeit verbringen.
Und schon waren unsere abwechslungsreichen Tage in Castellón vorbei. Eine wirklich authentische Region, die kulturell und kulinarisch so einiges zu bieten hat, und bisher zu Unrecht vom deutschen Tourismus vernachlässigt wird. Auch für diese Jahreszeit, wenn es in Deutschland grau und trüb wird, eine wunderbare Destination, um vor dem Winter noch etwas Vitamin D zu tanken.
Ich bedanke mich vielmals bei der Willy Scharnow-Stiftung, Introducing Castellón, Turespaña und Lufthansa, dass ich an dieser abwechslungsreichen und kurzweiligen Inforeise teilnehmen durfte.
Es war mir eine Freude mit so vielen sympathischen Gleichgesinnten unterwegs zu sein. Großes Lob auch an die sympathischen Begleiterinnen Sabine und Antje sowie unseren Tourguide Luis, der uns mit seinem umfangreichen Wissen, im positivsten Sinne, fast erschlagen hat 😊.
Nicole Kuhn
Wikinger Reisen, Hagen