Marokkos Norden ist an deutschen Reisebüro-Countern bislang nur als Nischenprodukt vertreten und als touristische Destination kaum präsent. Umso spannender war es für neun Expedientinnen und Expedienten, mit der Willy-Scharnow-Stiftung der Einladung des marokkanischen Fremdenverkehrsamts zu folgen und die Region an der Nordspitze Afrikas zu erkunden.
Schon die Anreise mit der Royal Air Maroc zeigte eine touristische Hürde auf. Der Flug von Frankfurt nach Casablanca landet um 20.30 Uhr und das Flugzeug für die Anschlussverbindung nach Tanger, dem Startpunkt der Studienreise, hebt erst um 23 Uhr ab. Die Ankunft nach Mitternacht, Transfer zum Hotel und Check-In sind eine Herausforderung, die viele interessierte Reisegäste abschrecken könnte.

Hier gibt es aber, wie sich in einem der vielen interessanten Gespräche herausstelle, eine gute Alternative: zwischen Tanger und Casablanca verkehrt nahezu stündlich eine TGV-Schnellzug, der für die Strecke lediglich zweieinhalb Stunden benötigt. Aktuell erfolgt der Ausbau der Strecke bis Marrakesch, was noch mehr Möglichkeiten bieten wird.

Der erste Übernachtungshotel in der Stadt an den zwei Meeren – bei Tanger treffen das Mittelmeer und der Atlantik aufeinander – war das Hilton Tangier Al Houara Resort & Spa. Aufgrund der großzügig gestalteten Anlage am Meer mit großer Poollandschaft bemerkt man kaum, dass das Haus über 304 Zimmer verfügt. Kulinarisch wird auf höchstem Niveau gearbeitet, was sich schon beim umfangreichen Frühstücksbuffet bemerkbar macht. Golfspielende Gäste können auf dem Golfplatz zwischen einem 9-Loch und einem 18-Loch-Platz wählen. Durch das milde, aber zumeist nicht zu heiße Klima ist der Norden Marokkos gerade für diese Zielgruppe im Frühjahr und Herbst perfekt geeignet.

Am Vormittag stand ein Rundgang in Tangers Altstadt, der Medina, mit einem örtlichen Guide auf dem Programm. In der Stadt an der Straße von Gibraltar merkt man, dass der europäische Kontinent nicht weit entfernt ist. Die Architektur in der verwinkelten Medina mit ihren schmalen Gässchen zeigt viele spanische Einflüsse und von der Terrasse der ehemaligen Festung kann man die spanische Küste sehen. Somit ist es auch kein Wunder, dass man immer wieder Spanisch hört, wenn man in Tanger unterwegs ist. Die Fährüberfahrt dauert lediglich 45 Minuten. Am Nachmittag durfte selbstverständlich ein Abstecher zum Kap Spartel, wo die Meere aufeinandertreffen, nicht fehlen.

Die nächste Station der Studienreise war Tétouan. Die malerische Altstadt, die auf andalusische und maurische Wurzeln zurückgeht, ist UNESCO-Welterbe. Auch hier ging es mit einem fachkundigen, lokalen Guide auf Entdeckungstour in der Medina innerhalb der alten Festungsanlage. Noch stärker als in Tangier lässt sich hier in der Architektur das europäische Erbe erkennen. Tétouan verfügt über eines der größten jüdischen Viertel des Landes und innerhalb der Medina über eine Synagoge, welche die Gruppe auch besuchte. Der Souk mit seinem lebendigen Treiben, den vielen Geschäften, Farben und Düften wird der Gruppe noch lange in Erinnerung bleiben.

Das modern-luxuriöse Übernachtungshotel Sofitel Tamuda Bay Beach and Spa liegt etwa 10 Autominuten von der Stadt entfernt an der Tamuda Bay Es verfügt nicht nur über eine große Poolanlage, sondern hat auch direkten Zugang zu einem Privatstrand. Mit 104 Zimmern wirkt das Haus beinahe familiär.

Der letzte Tag der Studienreise führte die Gruppe dann ins Rif-Gebirge. Die kleine, malerische Stadt Chefchaouen bietet die wohl schönste Altstadt des Landes. In der Medina mit ihren stark andalusischen Einflüssen, die sich an den Hang schmiegt und ein Auf und Ab von Gässchen bietet, dominiert die Farbe Blau. Es gibt viele Geschichten, wie die Stadt zu ihrer Farbe kam – der lokale Guide lieferte aber die schon beinahe nüchterne Erklärung: Nachdem der erste Hausbesitzer vor knapp 30 Jahren auf die Idee kam, sein strahlendweißes Haus blau zu streichen, sorgte der Erfolg bei den Gästen schnell für Nachahmer in der Nachbarschaft. Binnen weniger Jahre erstrahlte die Altstadt in herrlichen Blautönen und hat sich so zu einem touristischen Juwel entwickelt. Da das Rif-Gebirge nicht sonderlich hoch ist, bieten sich auch geführte Wanderungen an, die an die körperliche Konstitution des Gastes keine allzu hohen Ansprüche stellen. Für den Besuch mit größeren Gruppen ist Chefchaouen nur bedingt geeignet, da die Hotels und Gästehäuser über recht kleine Zimmeranzahlen verfügen. Individualreisende werden jedoch dem Charme der kleinen Unterkünfte unterliegen.

Den letzten Abend verbrachte die Gruppe noch einmal im Hilton Tangier Al Houara Resort & Spa, wo sie auf Einladung der Sales Managerin Sandra Goetz ein herrliches Abendessen mit Blick auf den Sonnenuntergang über dem Meer genießen durfte.

Auch wenn die Nacht aufgrund der um 5.30 Uhr startenden Flugverbindung kurz war, die Touristikerinnen und Touristiker haben nicht nur viele wunderbare Eindrücke mitgenommen, sondern auch Ideen für die Reiseplanung ihrer Kundinnen und Kunden. Es wird für alle sicherlich nicht der letzte Besuch in Marokko gewesen sein und in der Gruppe herrschte auf der Rückreise die einhellige Meinung, dass diese wunderbare Destination unbedingt stärker in den Fokus bei der passenden Klientel gerückt werden sollte.

Michael Luh
SIGHTLIVING Michael Luh und Stefan Szünder GbR, Liederbach / Ts.

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